Schulstraße 6, 09577 Niederwiesa

„Sport und Kirche sind die wichtigsten Antidepressiva, die wir haben“

DOSB: Frau Lüke, Herr Latzel, worin sehen Sie die wichtigsten gesellschaftlichen Werte, die Kirche und Sport heute verkörpern?

Katja Lüke: Kirche und Sport stehen für etwas sehr Fundamentales: für den Menschen. Für seine Würde, seine Rechte, seine Zugehörigkeit zur Gemeinschaft. Wir im Sport erleben täglich, was Gemeinschaft bedeutet, wenn Menschen verschiedenster Herkunft zusammen auf dem Platz stehen, sich im Wettkampf begegnen oder sich im Ehrenamt engagieren. Für mich sind die wichtigsten Werte Fair Play und Gerechtigkeit. Der Sport ist eine Bewegung für Zusammenhalt, genauso wie die Kirche. Was uns verbindet, ist die klare Ausrichtung auf Gemeinwohlorientierung, Teilhabe und Verantwortung füreinander. Das sind keine Floskeln - das ist das Rückgrat einer offenen, demokratischen Gesellschaft.

Thorsten Latzel: Im Sport lernt man neben Gemeinschaft auch einen regelbasierten Wettkampf und die Freude am zweckfreien Spiel. Das sind Dinge, die auch für uns als Kirche wichtig sind. Als Glaubensgemeinschaft zeichnet uns das Vertrauen auf Gott und die Liebe zum Mitmenschen aus, sie ist prägend, selbst gegenüber dem Gegner. Mit anderen zu erleben, dass ich von Gott tiefengeliebt bin und dass es im Leben zugleich um mehr geht als nur um mich selbst, darum geht es in der Kirche. Und davon können Menschen auch etwas im Sport erfahren. Hier wie dort erleben Menschen, die neu dazukommen, Lebensfreude, Gemeinschaft und Integration. Es zählt der Mensch einfach als Mensch. Und wir lernen, warum es gut und wichtig ist, sich einander zuzuwenden.

Wie hat sich das Ansehen der beiden Institutionen im Laufe dieses Jahrhunderts verändert und worin liegt diese Veränderung begründet?

Latzel: Im Sport sehe ich verschiedene Veränderungen. Der Spitzensport erlebt eine weiter zunehmende Kommerzialisierung, im Breitensport sehen wir eine hohe Pluralisierung von Sportarten, Vereinssport spielt weiter eine wichtige Rolle, zugleich wird er zum Teil von kommerziellen Anbietern überlagert, wo soziale Werte keine so große Rolle mehr spielen. Auch in den Kirchen erleben wir tiefgreifende Veränderungen. Ein traditionelle Kirchenbindung geht zurück, zugleich gibt es ein wachsendes Bedürfnis nach Sinnstiftung. Viele Menschen nehmen die Welt als „verrückt“ wahr und suchen Orientierung für ihr eigenes Leben. Es ist längst nicht mehr selbstverständlich, dass in den Familien der Glaube weitergegeben wird. Deshalb stehen wir immer wieder aufs Neue vor der Aufgabe, jüngeren Generationen Hoffnung zu vermitteln und sie für ein Miteinander zu begeistern. Wir müssen jeden Jahrgang neu gewinnen.

Lüke: Die Menschen schauen heute genauer hin - und das ist gut so. Gesellschaftliche Akteure wie Kirche und Sport stehen zu Recht unter Beobachtung: Wie ernst nehmen wir unsere Werte? Wie glaubwürdig leben wir sie? Es geht nicht mehr nur darum, dass Siege errungen werden, sondern wie. Der Sport wird nicht mehr nur an Leistung gemessen. Wir spüren, dass unsere Stimme Gewicht hat – gerade wenn es um Menschenrechte, Vielfalt oder Integration geht. Gleichzeitig wissen wir: Vertrauen entsteht durch Haltung. Und durch das, was wir tun, nicht nur sagen. In dieser Hinsicht hat der Sport in den vergangenen Jahren stark an Profil und Stimme gewonnen – nicht trotz der Herausforderungen, sondern durch sie.

Latzel: Diese höhere Sensibilisierung ist wichtig. In beiden Bereichen kommen sich Menschen sehr nah. Im Sport körperlich, in der Kirche etwa in der Seelsorge. Umso wichtiger ist die konsequente Achtung von Grenzen. Wir müssen den Blick schärfen, zum Beispiel bei Fragen zu Diversität, zu Schutzkonzepten und beim Bewusstsein für Grenzverletzungen. Da verändern sich im Sport Haltungen, wie wir im vergangenen Jahr gesehen haben, als der spanische Fußball-Präsident Luis Rubiales eine Spielerin nach dem WM-Triumph auf den Mund küsste und dafür zu Recht zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Auch in der Kirche haben wir nicht mehr das Amtsverständnis von früher, wir schauen bewusst hin, wo Verletzungen oder Grenzüberschreitungen passieren. Unser Auftrag ist, ein möglichst sicherer Ort für alle Menschen zu sein und Fälle von Machtmissbrauch konsequent aufzuarbeiten. Machtmissbrauch hat in der Kirche wie im Sport nichts zu suchen. Es ist notwendig, dass wir uns dem bewusst stellen und die Schuld- und Schattenseiten unserer Institutionen aufarbeiten.

Lüke: Auch wir sind uns dieser Verantwortung sehr bewusst. Machtmissbrauch darf es nicht geben, deswegen entwickeln wir Konzepte wie den Safe Sport Code, den der DOSB als erste zivilgesellschaftliche Organisation in Deutschland im Dezember vergangenen Jahres auf seiner Mitgliederversammlung implementiert hat. Gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen arbeiten DOSB und dsj daran, Schutzmaßnahmen im Sport weiter zu stärken und ein sicheres Umfeld für alle Beteiligten zu schaffen. Der Safe Sport Code wird vom DOSB als sportartübergreifendes Musterregelwerk für alle Verbände und Vereine im organisierten Sport zur Verfügung gestellt, damit diese ihn für sich nutzen können. Die Einführung des Codes sendet ein Zeichen an potenzielle Täter*innen und Betroffene, dass Gewalt im Sport keinen Platz hat und bei uns nicht toleriert wird.

Event-Inklusionsmanager*in im Sport: Louis Kleemeyer

Seit 2023 ist Louis Kleemeyer beim Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) als Event-Inklusionsmanager (EVI) angestellt und begleitet die Ausrichtung der Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games, die Weltspiele der Studierenden. Neben 18 olympischen Disziplinen wird dort 2025 mit 3x3 Rollstuhlbasketball erstmals eine Para Sportart ins Wettkampfprogramm aufgenommen. Das allein macht aber keine inklusive Veranstaltung aus. Das Inklusionsteam der Rhine Ruhr 2025 zieht im Hintergrund die Fäden, um die Teilhabe und das Eventerlebnis für möglichst alle zu schaffen.

Generell, so Kleemeyers Eindruck, könne der Hochschulsport dennoch offener werden für Menschen mit Behinderungen: Seine Hoffnung sei, dass die Ideen, die kurzfristig für die FISU World University Games entstehen, langfristig Anwendung im adh finden.

Sein Know-how wolle er auch danach bei weiteren großen Sportveranstaltungen einbringen. Schon jetzt liebäugelt er mit den Special Olympics World Winter Games, die 2029 in der Schweiz stattfinden.

Fit für das Deutsche Sportabzeichen? - Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick 

Jedes Jahr legen Hunderttausende Menschen in Deutschland das Deutsche Sportabzeichen ab - als persönliche Herausforderung, als Teamerlebnis oder im Rahmen von Schule, Verein oder Betrieb. Doch wie funktioniert das eigentlich genau? Welche Disziplinen sind zu absolvieren? Und was sollte man vorab wissen? Wir haben die häufigsten Fragen gesammelt und verständlich beantwortet – für alle, die 2025 selbst durchstarten wollen. 

1. Was ist das Deutsche Sportabzeichen?

Das Deutsche Sportabzeichen ist eine Auszeichnung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für überdurchschnittliche sportliche Leistungsfähigkeit. Es kann von Kindern ab 6 Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Behinderungen erworben werden - unabhängig von einer Vereinszugehörigkeit. 

2. Welche Disziplinen muss man absolvieren?

Die Prüfung besteht aus vier Bereichen: 
• Ausdauer 
• Kraft 
• Schnelligkeit 
• Koordination 
Aus jeder Kategorie ist eine Disziplin zu absolvieren. Zusätzlich ist der Nachweis über die Schwimmfertigkeit erforderlich. 

3. Welche Leistungen muss ich erbringen?

Die Anforderungen richten sich nach Alter, Geschlecht und Behinderungen. Für jede Disziplin gibt es Leistungsstufen in Bronze, Silber und Gold. Eine Übersicht über alle Anforderungen findest du unter: www.sportabzeichen.de

Kontakt
Geschäftsstelle

SV Grün-Weiß Niederwiesa e.V.
Schulstraße 6
09577 Niederwiesa

kontakt@sport-niederwiesa.de

Kontakt aufnehmen