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„Das Gutachten ist die Einladung, es so gut wie möglich zu machen“

„Vereinsschädigendes Verhalten: Ein rechtswissenschaftliches Gutachten“ - das ist eine höchst sachliche Überschrift für die umfangreiche Arbeit, die die Sportrechtsexpert*innen Caroline Bechtel und Martin Nolte im Oktober vergangenen Jahres im Auftrag des DOSB vorgelegt haben. Auf 72 Seiten zeigen sie auf, was Vereine und Verbände zu diesem komplexen Themenfeld wissen sollten. Weil juristische Gutachten mitunter für rechtliche Laien, die die meisten im Sport nun einmal sind, etwas sperrig daherkommen können, hat Nina Reip die Inhalte auf 54 leicht verdaulichen Seiten zu einer Handreichung zusammengefasst. Im Interview erläutert die 43-Jährige, die für die Deutsche Sportjugend und den DOSB als Referentin für Demokratieförderung arbeitet, warum ihr dieses Projekt so am Herzen liegt. 

DOSB: Nina, ganz direkt gefragt: Warum braucht es 72 Seiten Gutachten zum Thema vereinsschädigendes Verhalten? 

Nina Reip: Wir haben 2021 in Zusammenarbeit mit Martin Nolte den ersten Teil dieses Gutachtens erstellt. Darin ging es um parteipolitische Neutralität von Sportvereinen. Wir haben gespürt, dass das Thema „Neutralität“ viele Vereine und Verbände, auch in anderen zivilgesellschaftlichen Institutionen, umtreibt. Im Zuge der Demos gegen den Rechtsruck Anfang vergangenen Jahres wurde dann der hohe Informationsbedarf noch einmal deutlich, der aus Fragestellungen rund um das Themenfeld entsteht. Wir waren heilfroh, dass wir das erste Gutachten und die Praxis-Handreichung zur „Parteipolitischen Neutralität“ da bereits zur Hand hatten. Dieser Bedarf ist bis heute ungebrochen. Und mit der Auseinandersetzung um die eigene Haltung im Verein oder Verband stellt sich auch die Frage: Was machen wir, wenn wir uns positioniert haben und Mitglieder unsere „rote Linie“ überschreiten? Daraus ist dann das zweite Gutachten und die entsprechende Handreichung zu „Vereins-/Verbandsschädigendes Verhalten“ entstanden. Die 72 Seiten ergeben sich aus den vielen Fragen, die wir und die Praxis an das Thema hatten und haben. 

Die Praxis-Handreichung ist dein „Baby“, du hast dich sehr dafür stark gemacht. Warum? 

Weil es wichtig ist, die Thematik möglichst niedrigschwellig einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wir haben sie so aufgebaut wie 2021 bei dem ersten Gutachten, gegliedert in Fragen und Antworten. Wir haben uns auf drei Themenkomplexe fokussiert: Werte des Sports, weiterführende Handlungsmöglichkeiten, also Sanktionen und Ausschluss, und Umgang mit parteipolitischen Realitäten. Dabei haben wir eng mit dem Landessportbund Thüringen kooperiert, der in diesen Feldern bestens aufgestellt ist und mit der dort sehr starken AfD ein intensives Praxisbeispiel vor sich hat, mit dem es umzugehen gilt. Unser Anliegen bei der Praxis-Handreichung war wieder, die Essenzen des Gutachtens einfach und verständlich zu formulieren. Wir verweisen an vielen Stellen auf das Gutachten, und Frau Bechtel und Herr Nolte haben die Handreichung selbstverständlich auf Rechtssicherheit geprüft. Denn die kurzen, praxistauglichen Antworten sollen selbstverständlich weiterhin rechtlich korrekt sein. 

An wen richten sich die Publikationen genau? Sollte sich jedes einzelne Vereinsmitglied mit dieser Thematik auseinandersetzen? 

Es ist utopisch zu glauben, dass das möglich wäre. Die meisten der rund 28,8 Millionen Menschen, die in Vereinen und Verbänden in Deutschland Mitglied sind, wollen einfach Sport treiben, und das ist auch vollkommen okay. Unser Angebot richtet sich in erster Linie an alle Vereine und Verbände, die sich positionieren und dann nicht wissen, wie es weitergeht, wenn es zu Verstößen kommt. Dafür wollen wir mit dem Gutachten die Basis legen. Es richtet sich aber nicht nur an die Führungsebenen, sondern an alle gesellschaftspolitisch engagierten Menschen, die sich mit diesem Themenfeld auseinandersetzen müssen oder wollen. 

Weltfrauentag - Vereinssport bei Frauen und Mädchen so beliebt wie nie

Das entspricht mehr als 23 Prozent der weiblichen Bevölkerung. Damit ist insgesamt fast jede vierte Frau und jedes vierte Mädchen Mitglied in einem Sportverein. Die Verteilung hängt dabei stark vom Alter ab. Wo bei den Sieben- bis 14-Jährigen noch mehr als 60 Prozent Mitglied in einem Sportverein sind, sinkt diese Zahl mit zunehmendem Alter auf knapp 16 Prozent bei den Ü60-Jährigen.

Frauentag 2025 - Gleichberechtigung im Sport vorantreiben, Antifeminismus entgegenwirken

Weltweit setzen sich seit über 100 Jahren am 8. März Menschen für die gleichen Rechte, Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben von Frauen* ein. Im Sport haben zahlreiche Pionierinnen*, wie zum Beispiel Paula von Lamberg, Charlotte Specht, Katherine Switzer oder Billie Jean King, den Weg für mehr Gleichberechtigung von Frauen* geebnet.

Paula von Lamberg sorgte 1908 für Aufregung, als sie 24 Meter „im langen Rock und tadelloser Haltung” von der Skischanze sprang - 90 Jahre bevor Frauen offiziell Skispringen durften. Die Frankfurterin Charlotte („Lotte”) Specht gründete 1930 nach einer Zeitungsannonce den 1. Deutschen Damenfußballclub. Sie erklärte ihre Motivation selbstbewusst: