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Für Jasper Ditzer gibt es nur ein Ziel: Den WM-Titel nach Hause holen

Sport ist manchmal brutal. Im Endspiel um die deutsche Meisterschaft im Hallenhockey ließ sich Joshua Onyekwue Nnaji am vergangenen Sonntag in der Frankfurter Süwag Energie Arena schon als Matchwinner feiern. Im Penaltyschießen gegen den Hamburger Vertreter Harvestehuder THC hatte der Torhüter des Crefelder HTC den vermeintlich letzten Versuch des Gegners pariert und sich danach im Überschwang der Gefühle die Schutzmaske vom Gesicht gerissen. Doch weil der 22-Jährige nach Meinung der Schiedsrichter den Ball regelwidrig mit der runden Seite des Schlägers aus der Gefahrenzone befördert hatte, gab es Siebenmeter für die Hamburger. Die nutzten die unverhoffte Chance – und entschieden kurz darauf das Penaltyschießen für sich. Während Pechvogel Joshua getröstet werden musste, war HTHC-Torhüter Jasper Ditzer der Mann, der von seinen Teamkollegen unter einer Jubeltraube begraben wurde.

Wenige Tage später kann Jasper Ditzer noch immer nicht so recht fassen, was ihm da gelungen ist. 18 Jahre ist der Keeper, der in diesem Sommer an der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in Hamburg sein Abitur bestehen möchte, noch jung. Aber in puncto Empathie agiert er bereits wie einer, der schon alles erlebt hat. „Joshua und ich haben ein sehr gutes Verhältnis. Er ist ein Mega-Typ, ein toller Torhüter, ich habe riesigen Respekt vor ihm. Es war wahnsinnig hart für ihn, dass sein Team und er nicht den Titel geholt haben, und es wird ihn sicherlich auch noch beschäftigen. Aber ich weiß, dass er stark genug ist, das zu verkraften und daran zu wachsen“, sagt er.

Und weil der Sport nicht nur manchmal brutal, sondern auch kurios und deshalb so wunderbar ist, haben die beiden Torhüter in der kommenden Woche die Gelegenheit, gemeinsam daran zu arbeiten, die Wunden des vergangenen Wochenendes zu heilen. Im deutschen Kader für die Hallen-WM, die am Montag, 3. Februar, in Porec (Kroatien) startet, bilden sie das Duo, das Gegentore verhindern soll. Eine klare Nummer eins gibt es nicht, in der Gruppenphase werden sie sich die Spiele aufteilen, für die K.-o.-Runde könnte es dann eine Festlegung geben. Für Jasper Ditzer ist klar: „Egal, wer von uns spielt, der andere wird alles tun, um zu unterstützen. Wir verstehen uns als Torwartteam, in dem der eine für den anderen da ist.“

Während Joshua Onyekwue Nnaji, der seinen klangvollen Nachnamen seinem aus Nigeria stammenden Vater verdankt, als Keeper der U-21-Auswahl 2023 schon weltmeisterliche Spuren hinterlassen hat, ist das Turnier in Kroatien für Ditzer der erste internationale Großeinsatz für eine deutsche A-Nationalmannschaft. Aufgeregt ist er deswegen aber kaum. „Ich empfinde das als Ansporn und eine große Auszeichnung“, sagt er. Eine Auszeichnung, die er sich angesichts seiner Leistungen in der Hallensaison redlich verdient hat. Mit seinen herausragenden Reflexen und seiner Agilität hatte der bei Rot-Weiß Köln aufgewachsene Torwart, der mit seiner Familie als 13-Jähriger nach Hamburg zog und in den HTHC eintrat, großen Anteil daran, dass den Schwarz-Gelben eine perfekte Saison mit 13 Siegen aus 13 Spielen gelang.

Er selbst will das eigene Zutun gar nicht zu hoch hängen. Nachdem er vor einem Jahr in der Rückrunde der Feldbundesliga für den schwer am Knie verletzten Nationaltorhüter Anton Brinckman zwischen die Pfosten gerückt war, habe er einen Entwicklungsprozess durchlebt, der noch längst nicht an seinem Ende angekommen sei. „Ich habe sicherlich in diesem Winter einen großen Schritt gemacht, was meine Ruhe und meine Spielintelligenz angeht. Aber es gibt auch noch einiges, an dem ich arbeiten muss. Mein Stellungsspiel muss besser werden, und ich kann sicherlich durch mehr Erfahrung auch noch respekteinflößender auf den Gegner wirken“, sagt er.

Daran lässt sich nun bereits in Kroatien arbeiten. In der Vorrunde trifft das deutsche Team, das für dieses Turnier von den Hockey-Legenden Matthias Witthaus (42/lange deutscher Rekordnationalspieler) und Jan-Philipp Rabente (37/schoss Deutschland 2012 mit seinen beiden Toren im Finale gegen die Niederlande zum Olympiasieg) betreut wird, zunächst am Montag (9.40 Uhr) auf Malaysia, tags darauf (10.50 Uhr) auf den Iran und zum Abschluss am Mittwoch (21 Uhr) auf Argentinien. „Über unsere Gegner weiß ich nichts, wir werden sie uns im Turnierverlauf anschauen und verlassen uns darauf, dass unser Trainerteam uns optimal einstellt“, sagt Jasper Ditzer.

Tatsächlich ist die Vorbereitung auf eine Hallen-WM nicht ganz einfach, Videomaterial von den teils exotischen Gegnern – gegen den Iran, der in der Halle zuletzt zweimal WM-Bronze gewann, hat Deutschland im Feldhockey keinerlei Erfahrung – existiert oft nicht. Dennoch zeigt ein Blick auf die Bilanz, dass es mit der deutschen Dominanz im Hallenhockey, die Außenstehende oft erwarten, nicht allzu weit her ist. Während die deutschen Damen, die in Porec in der Vorrunde auf Neuseeland (Mo., 16.40 Uhr), Australien (Mi., 13.30 Uhr) und Namibia (Do., 13.30 Uhr) treffen, immerhin 2018 in Berlin den bislang letzten ihrer drei WM-Titel holten, warten die Herren seit 2011 auf Titel Nummer vier. Jasper Ditzer ist allerdings zuversichtlich, diese Serie im Finale am 9. Februar (19.30 Uhr) beenden und Titelverteidiger Österreich, in dessen Kader in Fülöp Losonci und Moritz Frey zwei seiner HTHC-Teamkollegen stehen, beerben zu können. „Unser Kader ist richtig stark und mit einer super Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern besetzt. Ich habe nur ein Ziel: Mit dem Titel nach Hause zu fliegen“, sagt er.

Gelingt der Coup tatsächlich, könnten die zwei Keeper gemeinsam feiern, anstatt dass einer dem anderen dabei zuschauen muss. „Ich glaube, das wäre für uns beide der schönste Moment“, sagt Jasper Ditzer, „und dafür werde ich alles geben!“ 

Alle Infos sowie Livestreams zur Hallenhockey-WM findet ihr auf der Website des Welthockeyverbands FIH: www.fih.hockey/events/fih-indoor-world-cup-croatia-2025

Für mehr Vielfalt auf und neben dem Sportplatz: Das dritte Modul ist online!

Ein Sport für alle? Der organisierte Sport soll ein diskriminierungsfreier Ort sein, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können. Doch das ist längst nicht für alle Realität. In Deutschland fühlt sich ein Fünftel der Befragten der OUTSPORT-Studie wegen ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Orientierung vom Sport ausgeschlossen. Beschimpfungen, Bedrohungen, diskriminierende Strukturen, körperliche Grenzüberschreitungen oder sogar körperliche Gewalt - all diese Erfahrungen erschweren trans*, inter* und nicht-binären Menschen (TIN) den Zugang zum und die Teilhabe am organisierten Sport.

Mit der Veröffentlichung des dritten Moduls der E-Sporttasche unter dem Titel „Geschlechtervielfalt im Sport“ verfolgt das Projekt das Ziel, das Bewusstsein für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu stärken. Die Entwicklung einer offenen und geschlechtsinklusiven Haltung ist eine wichtige Voraussetzung für einen Sport, der ein Ort für alle sein will. 

Das Modul bietet vielseitige Lerneinheiten zum Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Sport. Es vermittelt einen Überblick über zentrale Begriffe und zeigt auf, wie sich Benachteiligungen und Ausgrenzungen in diesem Kontext äußern können. Interviews mit Expert*innen liefern zudem wertvolle Einblicke in aktuelle Herausforderungen und Fragestellungen. 

Die E-Sporttasche ist ein kostenloser E-Learning-Kurs, der sich vor allem an Personen richtet, die in unterschiedlichen Funktionen in Sportverbänden oder -vereinen tätig sind. Ziel des Kurses ist es, für Geschlechterklischees im Sport zu sensibilisieren, Wissen über strukturelle Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu vermitteln und zur aktiven Gestaltung einer klischeefreien Sportkultur zu motivieren.

Du möchtest dich für eine klischeefreie Sportkultur stark machen? Für einen organisierten Sport, an dem alle Menschen teilhaben können? Dann absolviere jetzt die ersten drei Module der E-Sporttasche!

Hier gelangst du zur E-Sporttasche:

https://www.klischeefrei-sport.de/e-sporttasche

„Es fehlt nicht an guten Konzepten, aber wir haben ein Umsetzungsproblem“

Der DOSB hat zehn Forderungen an die neue Bundesregierung aufgestellt - und wir untermauern diese in den Wochen des Bundestagswahlkampfs und der anschließenden Koalitionsverhandlungen mit der Unterstützung von Testimonials aus dem Leistungssport, um anhand von Beispielen aus der Praxis deutlich zu machen, was diese Forderungen dem organisierten Sport bedeuten. Der Link zu allen zehn Forderungen findet sich am Textende. In Folge 2 geht es um Leistung und Leidenschaft.

Wie herausfordernd es sein kann, in Deutschland Teil des Leistungssportsystems zu sein, davon kann Fabienne Königstein einige Geschichten erzählen. Die, die sie aktuell belastet, geht so: 2023 war die 32-Jährige von der Mannheimer Turn- und Sportgesellschaft beim Haspa-Marathon in Hamburg in 2:25:48 Stunden persönliche Bestzeit gelaufen - und das nur neun Monate nach der Geburt ihrer Tochter Skadi. Eine herausragende Leistung, mit der sie die Norm für die Olympischen Spiele von Paris unterbot.

Weil jedoch in Deutschland drei Frauen noch schneller waren, wurde sie nicht für Frankreich nominiert. Dazu kam eine langwierige Hüftproblematik, die einen Marathonstart im vergangenen Jahr verhinderte; mit der Folge, dass die Spitzenathletin aus dem Bundeskader gestrichen wurde und ihr dadurch der Zugang zu diversen Fördertöpfen versperrt ist. „Zum Glück wird mir die Physiotherapie noch ein Jahr über den Olympiastützpunkt Rhein-Neckar finanziert. Aber ansonsten ist das Thema soziale Absicherung gerade wieder ziemlich bestimmend in meinem Leben“, sagt Fabienne Königstein, die sich zu ihrem Glück auf die Unterstützung durch ihren Ehemann Karsten verlassen kann, der als Arzt arbeitet und zum 1. Februar wieder eine volle Stelle antritt, nachdem er in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel Elternarbeit geleistet und seiner Frau so den Rücken für das Profisportlerinnen-Dasein freigehalten hatte.

Mit Verlässlichkeit langfristig planen zu können, das ist ein Wunsch, den Fabienne Königstein mit vielen deutschen Athlet*innen teilt. Die vor mittlerweile acht Jahren angestoßene Leistungssportreform endlich zu nachhaltigen Ergebnissen bringen zu können, ist der nationalen Marathon-Meisterin von 2018 ein persönliches Anliegen, unter anderem dafür engagiert sie sich im Präsidium und der Athletenkommission des DOSB sowie im Präsidium des Vereins Athleten Deutschland. „Es liegt ja nicht daran, dass es nicht ausreichend gute Ideen und Konzepte gibt. Wir haben im deutschen Sport ein Umsetzungsproblem, an dem alle Beteiligten arbeiten müssen. In den vergangenen beiden Jahren gab es harte, aber gute Verhandlungen mit Blick auf die Spitzensportreform, an die eine neue Regierung anknüpfen muss“, sagt sie.

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