„Wir sollten Trainerinnen und Trainer bezahlen wie im Lehramt“
Der DOSB hat zehn Forderungen an die neue Bundesregierung aufgestellt - und wir untermauern diese in den Wochen des Bundestagswahlkampfs und der anschließenden Koalitionsverhandlungen mit der Unterstützung von Testimonials aus dem Leistungssport, um anhand von Beispielen aus der Praxis deutlich zu machen, was diese Forderungen dem organisierten Sport bedeuten. Der Link zu allen zehn Forderungen findet sich am Textende. In Folge 8 geht es um Qualität und Qualifikation.
Sie ist Olympiasiegerin im Teamsprint, holte sechs Weltmeistertitel im Bahnradsport. Sie ist Vizepräsidentin im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), sitzt im Vorstand der Sporthilfe Rheinland-Pfalz. Sie hat einen C-Trainerschein und gibt in Vertretung Kurse an einem Sportgymnasium in ihrer Heimat Kaiserslautern. Es ergibt also aus mehreren Gesichtspunkten absolut Sinn, sich mit Miriam Welte über das Thema auszutauschen, das im Breiten- und Leistungssport alle betrifft: die Gewinnung, Aus- und Weiterbildung sowie Wertschätzung von Trainer*innen und Übungsleiter*innen. „Es ist ein Bereich, der mir extrem am Herzen liegt, weil diese Position eine immense Wichtigkeit hat, aber leider oft nicht so behandelt wird“, sagt die 38-Jährige.
Die Lage ist bekannt, und sie ist angespannt. Die Mitgliederzahlen in den rund 86.000 Sportvereinen in Deutschland steigen, mehr als 28 Millionen organisiert Sporttreibende sind ein Rekordwert, den der DOSB im vergangenen Jahr gefeiert hat. Dass all diese Menschen Anleitung und Betreuung benötigen, liegt auf der Hand. Die Nachwuchsgewinnung im Trainer*innenbereich ist allerdings ein genauso hartes Geschäft wie der Kampf, das vorhandene Personal bei der Stange zu halten. Und das hat Gründe, die Miriam Welte benennen kann. „Die Finanzierung im Hauptberuf wird immer schwieriger. Die Gehälter, die Berufseinsteiger beziehen, sind fast schon prekär. Dafür erwarten wir aber, dass Trainerinnen und Trainer regelmäßig an den Wochenenden oder spätabends zur Verfügung stehen und ihre Freizeit opfern. Ich kann verstehen, dass da viele ins Überlegen kommen, ob der Beruf noch der richtige für sie ist“, sagt sie.
Erste gemeinsame (E)Quality Time des Ressorts Diversity
Die (E)Quality Time ist wieder zurück und wird zukünftig gemeinsam vom Ressort Diversity gestaltet und sich einer größeren Themenvielfalt im Bereich Diversity widmen.
Seid dabei am 27. März 2025 von 17.00 - 18.00 Uhr zum Thema Antifeminsmus
Sexistische und queerfeindliche Kommentare gehören auch im Sport zur traurigen Realität. Besonders besorgniserregend ist der zunehmende Antifeminismus. Dieser lehnt Geschlechtergerechtigkeit, sexuelle Vielfalt und die Gleichberechtigung von FLINTA*-Personen ab. Er beruft sich auf vermeintlich traditionelle Werte, betrachtet Geschlechterrollen als biologisch vorgegeben und diffamiert Emanzipation als übertriebene political correctness.
Gemeinsam mit Alexandra Faulhaber von der Sportjugend Hessen wollen wir in der 24. (E)Quality Time herausfinden, was Antifeminismus bedeutet und welchen Bezug es zum Sport gibt. Das einstündige Format startet mit einem Expert*innen-Input und soll informieren und anregen. Abschließend gibt es die Möglichkeit Fragen zu stellen und sich auszutauschen.
„Ich habe einen guten Job gemacht - leider bleibt ein fader Nachgeschmack“
Als Selina Freitag am Dienstagmittag ihre Trainingseinheit in Oberstdorf beendet hat und sich telefonisch meldet, ist sie noch immer beseelt von dem, was sie in den vergangenen Tagen erreicht hat. Silbermedaillen in den Einzelkonkurrenzen von der Normal- und Großschanze stehen in ihrer Bilanz der Nordischen Ski-WM in Trondheim, dazu noch Bronze mit Agnes Reisch, Juliane Seyfarth und Katharina Schmid im Teamwettbewerb. Ihrer Favoritenrolle ist die aktuelle Weltcupdritte gerecht geworden, sie hat die Leistung abgeliefert, die sie und das Team sich erhofft hatten. „Für mich persönlich war es eine grandiose WM. Ich habe es geschafft, über die gesamte Dauer der Wettkämpfe meinen Fokus zu halten, was ich als wichtigen Reifeprozess empfinde. Es ist mir zum richtigen Zeitpunkt gelungen, bei mir zu bleiben. Die WM hat mir gezeigt, dass ich all die Jahre einen guten Job gemacht habe“, sagt die 23 Jahre alte Skispringerin von der WSC Erzgebirge Oberwiesenthal, die mittlerweile in Fischen im Allgäu lebt.