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„Die Finals“: Als Marke und Format nicht mehr wegzudenken

Geht es um Multisportveranstaltungen in Deutschland, dann kommt die Rede meist schnell auf Olympische und Paralympische Spiele. Die geplante deutsche Bewerbung um die Ausrichtung des größten Sportevents der Welt überstrahlt vieles, bestehende Veranstaltungen werden daraufhin abgeklopft, ob sie als Testlauf oder Blaupause für Größeres gelten können. Wenn an diesem Wochenende von Donnerstag bis Sonntag (31. Juli bis 3. August) in Dresden 20 Sportarten zusammenkommen, um ihre nationalen Titelkämpfe auszurichten, ist das anders, und das hat einen Grund. „Die Finals“, wie das 2019 erstmals ausgetragene Format heißt, haben sich als eigenständige Veranstaltung etabliert und ihren ganz eigenen Charakter entwickelt.

Der Kopf hinter der Idee freut sich darüber sehr, schließlich hat Hagen Boßdorf, der das Format als Koordinator führt, genau das im Sinn gehabt, als er es entwickelte. „Unser Markenkern sind die Deutschen Meisterschaften, diesen wollten wir mehr Sichtbarkeit und Relevanz geben, und die Resonanz, die wir in diesem Jahr erfahren, unterstreicht, dass wir als Marke gewachsen sind“, sagt der 60-Jährige. Dazu trägt maßgeblich die Verpflichtung von ARD und ZDF bei, das Event großflächig zu übertragen. „Dadurch sind wir sehr attraktiv, insbesondere für die vielen Sportarten, die normalerweise noch nicht einmal mit ihren Weltmeisterschaften Beachtung finden.“

Mischung aus Traditionellem und Modernem ist wichtig

Ihren sportlichen Akzent setzen „Die Finals“ damit, dass sie traditionelle Sportarten wie Leichtathletik, Triathlon, Rudern oder Gerätturnen mit solchen mischen, die eine junge Zielgruppe erreichen und sich gerade auf den Weg Richtung Establishment machen, oder die als Teil der World Games, der Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten, ein Nischendasein fristen. So wird es in Dresden Wettkämpfe im Flag Football, Küstenrudern und Lacrosse geben - allesamt 2028 in Los Angeles auch Premierengäste auf der olympischen Landkarte. Im Faustball und in der Sportakrobatik sind derweil Athlet*innen zu sehen, die vom 7. bis 17. August bei den World Games in Chengdu (China) bereits den nächsten Saisonhöhepunkt haben. „Das ist zwar ein straffes Programm, aber wir wollten uns die Chance, bei den Finals im Fernsehen übertragen zu werden, nicht entgehen lassen“, sagt Svenja Schröder, Kapitänin der deutschen Faustball-Nationalmannschaft.

Das Konzept, mit dem Dresden überzeugen will, lautet „Nähe und Schönheit“. Maximal drei Kilometer Entfernung liegen zwischen einer Sportstätte und der nächsten, zudem werden die Sehenswürdigkeiten der Stadt - Semperoper, Frauenkirche, Elbufer - als historische Kulissen für Spitzensport eingebunden. Dies folgt dem Vorbild von Paris, das bei den Olympischen und Paralympischen Spielen im vergangenen Jahr wirkmächtige Bilder seiner Schönheit erzeugte. „Städte können solche Veranstaltungen nutzen, um zu zeigen, was sie können und was sie haben. Die Verbindung von Tradition und Moderne funktioniert in Dresden wunderbar“, sagt Hagen Boßdorf.

Sein Abschiedswunsch an den deutschen Sport: Bleibt beisammen!

Das Wort Vermächtnis hört er nicht gern, zumindest nicht im Zusammenhang mit seinem Wirken. „Als Notar weiß ich, dass ein Vermächtnis bedeutet, einem Menschen oder einer Gruppe etwas zu hinterlassen, das eine Pflicht zum Handeln voraussetzt, und das möchte ich dem DOSB nicht zumuten“, sagt Volker Bouffier. Wenn der 73-Jährige Ende Juli nach sieben Monaten als Vorstand mit besonderen Aufgaben aus dem Dachverband des deutschen Sports ausscheidet, möchte er anderen überlassen, ein Urteil über sein Intermezzo zu fällen. „Für meinen Teil kann ich sagen, dass es sehr interessante Monate waren, in denen ich einiges gelernt und mitgenommen habe.“

Thomas Weikert kann das uneingeschränkt zurückgeben. „Ich glaube, dass viele im DOSB einiges von Volker Bouffier gelernt haben. Er hat uns in einer Zeit unterstützt, in der wir seine Hilfe sehr gut gebrauchen konnten. Vor allem mit seinem großen Netzwerk in der Politik hat er dem deutschen Sport in den vergangenen sieben Monaten große Dienste geleistet. Dafür gebührt ihm unser herzlicher Dank“, sagt der DOSB-Präsident. Ihm habe vor allem imponiert, mit welcher Verve sich Bouffier in die neue Aufgabe eingebracht hat.

Als im Dezember, nachdem sich der DOSB und sein damaliger Vorstandsvorsitzender Torsten Burmester wegen dessen Ambitionen auf das Amt des Oberbürgermeisters von Köln getrennt hatten, die Anfrage kam, ob er für eine Übergangsphase helfen könne, war es sein Pflichtgefühl, das den langjährigen Ministerpräsidenten Hessens kaum zögern ließ. „Der DOSB war in einer sehr schwierigen Lage, und da ich dem Sport schon immer sehr zugeneigt war, wollte ich gern helfen. Nicht, weil ich unbedingt einen weiteren Orden bekommen wollte, sondern weil ich davon überzeugt bin, dass der Sport ein faszinierendes Element für den Zusammenhalt der gesamten Gesellschaft darstellt“, sagt er.

Von der Vielfalt des DOSB war Volker Bouffier überrascht

Erwartungen habe er keine gehabt, wohl aber eine Außensicht auf die größte Bürgerbewegung des Landes mit ihren mehr als 28 Millionen Mitgliedschaften in rund 86.000 Vereinen. Nun, nach sieben Monaten Innenansicht, könne er beurteilen, wie facettenreich die Aufgabenpalette im organisierten Sport ist. „Mich hat ehrlich überrascht und beeindruckt, welche Vielfalt der DOSB aufweist, wie viele Expertinnen und Experten es für die unterschiedlichen Fachbereiche gibt. Ich hatte zwar einen allgemeinen Überblick, aber in dieser Tiefe war mir nicht bewusst, was für ein extremer Kessel Buntes der deutsche Sport ist“, sagt er. Und lässt einen Satz folgen, der in seiner Analysetiefe typisch ist für die Art, mit der Volker Bouffier komplexe Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen versteht. „Der DOSB ist ein Riese, der bei näherer Betrachtung zum Scheinriesen wird.“

Wie er das meint? „Der DOSB hat 102 Mitgliedsorganisationen und ist Dachverband für mehr als 28 Millionen Mitgliedschaften. Aber anders als in einem großen Unternehmen hat er nicht die Möglichkeit durchzuregieren, weil es die Autonomie der Verbände nicht erlaubt, Entscheidungen zu treffen, die für alle gültig sind. Das macht die Arbeit manchmal schwer, und umso wichtiger ist es, Gemeinsamkeit zu schaffen und eine große Idee zu skizzieren.“ Mit einer Stimme zu sprechen, um gehört zu werden - das ist ein Satz, den Volker Bouffier dem DOSB ins Stammbuch geschrieben hat. Im Wissen, welch hehres Ziel das angesichts der Diversität der Mitgliedsorganisationen ist. In der Zentrale in Frankfurt sei das, auch wenn er gelegentliche Spannungen zwischen den Entscheidungsgremien wahrgenommen habe, „zum großen Teil der Fall, ich habe das Gefühl, dass hier alle in die gleiche Richtung marschieren.“

Um seinen Beitrag dazu zu leisten, war Volker Bouffier von Beginn seiner Amtszeit an bemüht, klare Prioritäten zu setzen. „Es ging mir nicht darum, Strukturen zu verändern, denn das schafft man in so kurzer Zeit nicht. Mir war wichtig, mich auf die Dinge zu fokussieren, die in der ersten Jahreshälfte entscheidend waren. Die Kunst besteht darin, den Kern klar zu halten“, sagt er. Aus seiner Erfahrung heraus, dass Kernbotschaften nur dann verfangen, wenn sie klar und komprimiert vorgetragen werden, straffte er als erste Amtshandlung die zehn auf der Mitgliederversammlung im Dezember verabschiedeten Kernforderungen des DOSB an die Politik auf drei Hauptziele: Bewerbung um Olympische Spiele, die Sportmilliarde für die Modernisierung der Infrastruktur und die Implementierung einer Staatsministerin oder eines Staatsministers für Sport im Kanzleramt.

Olympia im Blick, aber die World Games im Fokus

Der 12. August soll sein Tag werden. An jenem Dienstag werden in Chengdu (China) bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, die Medaillen in den Einzelwettbewerben im Squash vergeben, und Yannik Omlor wird alles dafür tun, dann noch im Rennen zu sein. Leicht wird das keinesfalls, der 28-Jährige zählt als Nummer 103 der Weltrangliste nicht zum Favoritenkreis und ist in Deutschland hinter dem ebenfalls für Chengdu qualifizierten Raphael Kandra (34/Fürth), der auf Rang 33 geführt wird, die nationale Nummer zwei. Aber der gebürtige Hanauer ist keiner, der deshalb nicht nach dem Höchsten streben würde. „Zu meinen Aussichten kann ich erst Genaueres sagen, wenn die Auslosung draußen ist. Aber mein Ziel ist klar: Alles reinhauen und zeigen, was ich kann“, sagt er.

Bei seiner World-Games-Premiere vor drei Jahren in Birmingham (USA) war ihm das nicht vergönnt, eine Erkrankung vor Turnierstart schränkte ihn erheblich ein. „Trotzdem war das ein tolles Erlebnis, vom Umfeld her war es sehr professionell gemacht, und in China erwarte ich mindestens den gleichen Standard“, sagt er. Zwar sei Squash im Reich der Mitte keine große Nummer, „aber seit bekannt ist, dass unser Sport 2028 in Los Angeles zum Olympiaprogramm zählen wird, rüsten die Chinesen gewaltig auf, und ich denke, das wird man schon bei den World Games merken.“

Yannik ist seit 2019 Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr

Die Aufnahme in den Sport-Olymp, die im Herbst 2023 offiziell wurde, hat auch im deutschen Squash einiges in Bewegung gesetzt. „Unser Umfeld wird immer professioneller. Wir müssen die Trainer nicht mehr selbst bezahlen, haben feste Physiotherapeuten und Fitnesscoaches. Der gesamte Staff hat mehr Möglichkeiten“, sagt Yannik Omlor, der angesichts der Aussicht, bei der Olympiapremiere seines Sports auf den Court gehen zu können, seine Planung voll auf Los Angeles ausgelegt hat. „Bis dahin mache ich auf jeden Fall weiter, dann schaue ich, was Kopf und Körper sagen. 2029 haben wir die World Games in Karlsruhe, das könnte ebenfalls noch ein tolles Ziel sein, sofern Squash nach Los Angeles wieder aus dem Olympiaprogramm gestrichen wird. Man weiß ja nie, ob die Inklusion ins olympische Programm von Dauer ist, deshalb könnte 2028 eine einmalige Chance sein“, sagt er.

Um diese nutzen zu können, hat sich Yannik Omlor 2019 dazu entschieden, der Sportfördergruppe der Bundeswehr beizutreten. Im vergangenen Jahr hat er begleitend dazu ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre aufgenommen. „Aber Squash steht für mich ganz klar im Mittelpunkt“, sagt der 1,78 Meter große Linkshänder, der einer Squash-Familie entstammt. Seine Mutter war in der Jugend Deutsche Meisterin, sein Vater spielte ebenfalls auf gutem Niveau, Schwester Mareike (31) schaffte es bis ins Nationalteam. „Ich mag alle Ballsportarten, habe in der Jugend vieles durchprobiert. Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich mich auf Squash fixiert“, sagt er.

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