Deutschland bei den Olympischen Winterspielen: Rekorde, Mythen und Medaillen-Fakten
In 100 Tagen, am 6. Februar 2026, werden die Olympischen Winterspiele Mailand Cortina im Giuseppe Meazza-Stadion in Mailand offiziell eröffnet.
Zudem steht der Start der Wintersportsaison 2025/26 in vielen Sportarten kurz bevor und damit auch die Qualifikationsmöglichkeiten für die Winterspiele.
Höchste Zeit, euer Olympisches Wintersport-Fachwissen aufzupolieren, damit ihr vor dem Fernseher mit knallharten Zahlen, Daten und Fakten glänzen könnt.
„Aus meiner Sicht braucht es keine Wunder mehr“
DOSB: Olaf, als wir ein Jahr vor den Spielen Anfang Februar zuletzt über deine Einschätzungen als Chef de Mission sprachen, gab es im Hinblick auf die Spiele in Italien viele offene Baustellen. Was hat sich jetzt, 100 Tage vor dem Start, signifikant verändert?
Olaf Tabor: In zwei Bereichen sind wir entscheidend weitergekommen. Zum einen können wir mittlerweile die Größe unseres Teams gut taxieren. Auch wenn die Qualifikationen jetzt erst richtig anlaufen und die namentliche Nominierung deshalb natürlich nicht abgeschlossen ist, werden wir rund 185 Athlet*innen für die Wettkämpfe nominieren. Das gibt uns Planungssicherheit für die Verteilung der Mannschaftsteile und alle weiteren nötigen organisatorischen Themen. Zum anderen können wir konstatieren, dass die italienischen Organisatoren ein kleines Wunder vollbracht haben, mit dem außer ihnen kaum jemand in der Form gerechnet hat: Die Tatsache, dass der Eiskanal in Cortina nicht nur steht, sondern all jenen, die ihn zu Testzwecken schon ausprobieren durften, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, ist großartig. Es ist eine schöne, fahrerisch durchaus anspruchsvolle Strecke geworden, deshalb blicken wir alle erleichtert und zuversichtlich auf die weiteren Tests, die dort noch anberaumt sind.
Wie viele dieser kleinen Wunder werden noch notwendig sein, um alle Baustellen bis zum Start der Wettkämpfe zu schließen?
Aus meiner Sicht braucht es keine Wunder mehr, nur ein konsequentes Abarbeiten der Aufgaben. Berichte über einen nicht optimalen Baufortschritt gibt es doch vor fast allen Olympischen Spielen, aber im Rahmen dessen, was ich von außen beurteilen kann, haben wir keinen Anlass zu besonderer Besorgnis.
Das sehen in Italien einige anders, Berichte über Klagen von Anwohnern in Cortina wegen durch die Baustellen ausgelösten Erdrutschen haben zuletzt aufgeschreckt.
Natürlich muss man diese Themen ernst nehmen. Ohne die mir fehlenden fachlichen Kenntnisse kann ich den genauen Umfang der Probleme allerdings nicht einschätzen. Aber was ich sagen kann: Die Fachleute an den Baustellen kennen diese Probleme. Zudem sind alle Wettkampforte erfahrene Ausrichter. Sie werden Lösungen finden, um die Wettbewerbe sicher durchzuführen.
Wie schätzt du die Gefahr ein, dass es, wie zuletzt bei der Vuelta in Spanien, zu so starken politischen Protesten kommen wird, dass die Spiele davon massiv beeinträchtigt werden könnten?
Ich möchte meiner großen Hoffnung Ausdruck verleihen, dass angesichts des Waffenstillstands in Gaza die Chance groß ist, dass der Konflikt eingedämmt werden kann. Das wäre für uns alle, in erster Linie aber natürlich für die direkt Betroffenen wünschenswert. Leider ist die Situation in der Ukraine unverändert. Unabhängig von den jüngsten Entwicklungen muss man aber bei Sportgroßveranstaltungen grundsätzlich einkalkulieren, dass solche Proteste zumindest möglich sind und die Spiele für politische Zwecke missbraucht werden können. Die Wahrscheinlichkeit, dass das in den Bergdörfern passiert, wo Proteste schwieriger zu organisieren wären, ist in jedem Fall geringer als in einer Großstadt wie Mailand. Die Organisatoren sind sich dieser Herausforderung aber bewusst.
Die wichtigsten Problemfelder aus Sicht des deutschen Teams und der Fans sind die Transport- und die Unterbringungssituation. Schauen wir zunächst auf die Verkehrslogistik. Wie wird der Transport zu und von den Wettkampfstätten, aber auch zwischen den Standorten geregelt?
Am jeweiligen Standort wird der Transport der Athlet*innen durch spezielle Shuttles zum Training und zu den Wettkämpfen gewährleistet. Das ist eine bewährte Praxis und wird gut funktionieren. Schwieriger ist es mit dem Transfer zwischen den Standorten. Auch dort soll es Busse geben, aber die Entfernungen sind sehr groß. Die Organisatoren setzen deshalb bei den ganz langen Wegen auf den Schienenverkehr insbesondere von und nach Mailand. Wenn es Probleme geben sollte, werden wir spontan reagieren und mit unseren eigenen Fahrzeugen einspringen müssen - so gut das eben geht. Wir haben da ein gutes Puzzle gelegt, um die Teilmannschaften bestmöglich zu unterstützen. Schwieriger wird es für die Fans. Insbesondere in den Bergdörfern wird die Verkehrslage angespannt sein, die Anreise mit dem Privatwagen dürfte mit Hindernissen verbunden sein. Und wenn wir eine extreme Wetterlage bekommen, wird es für alle sehr schwierig werden. Dann wird die Herausforderung noch deutlich größer, als sie es schon ist.
Wie sieht es mit den Hotelkapazitäten aus? Ist die deutsche Delegation versorgt?
Da haben wir zum Glück mittlerweile Klarheit. Die benötigten Unterkünfte stehen in allen sechs Clustern in ausreichender Zahl zur Verfügung.
Die Preise für Unterkünfte sind, insbesondere in den Bergen, extrem, außerdem sind die Zimmerkontingente sehr knapp. Gibt es für Fans Anlass zur Hoffnung, dass sich daran in den Wochen vor den Spielen etwas ändert, so wie es in Paris der Fall war?
In den Schnee-Clustern ist die Angebotslage derart begrenzt, dass ich mir einen Preisverfall vor den Spielen nicht vorstellen kann. In Mailand könnte das etwas anders aussehen, da kann durchaus ein Nivellierungseffekt eintreten, wenn die Anbieter merken, dass sie ihre Kontingente zum geforderten Preis nicht loswerden.
Die Kosten sind immer ein wichtiges Thema. Ist die Finanzierung der Entsendung unseres Teams gesichert?
Ja. Wir hatten frühzeitig mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundeskanzleramt abgestimmt, dass im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung die Finanzierung der für die Spiele notwendigen Maßnahmen nicht beeinträchtigt würde und in sehr umfangreicher Weise sichergestellt wäre. Nun, da es einen verabschiedeten Haushalt gibt, ist alles auf dem Weg.
München stimmt für Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele
Die Bürger*innen der Landeshauptstadt Bayern haben entschieden: Mit 66,4 % hat sich die Mehrheit beim Bürgerentscheid für eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele ausgesprochen. Das entspricht 305.201 Ja-Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 42 Prozent - so hoch wie bei keinem anderen Referendum in München zuvor. Das ist zum einen Ausdruck eines hohen demokratischen Verständnisses der Wähler*innen und zum anderen von einem gestiegenen Interesse der Menschen an den Spielen.
Ein starkes Signal für Sportdeutschland und die olympische Bewegung in Deutschland
Im Verbund mit dem Bayerischen Landessportverband (BLSV) und der Landeshauptstadt München ist es in den vergangenen Wochen vor dem Referendum gelungen, die Befürworter*innen zur Stimmabgabe per Briefwahl und an der Urne zu bewegen. „Im Namen von Sportdeutschland gratuliere ich der Stadt München, dem Freistaat Bayern sowie dem Bayerischen Landes-Sportverband und seinem Präsidenten Jörg Ammon zu diesem Wahlerfolg. Es war beeindruckend zu sehen, mit welchem Engagement und welcher Überzeugungskraft alle Beteiligten in den vergangenen Monaten daran gearbeitet haben, die Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt vom gesamtgesellschaftlichen Mehrwert der Olympischen und Paralympischen Spiele zu überzeugen“, sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert.
Es ist das erste positive Referendum für Olympische Spiele im Sommer in Deutschland, das ein starkes Zeichen für die gestiegene gesellschaftliche Bedeutung und Anerkennung des Sports sowie die olympische Bewegung in Deutschland setzt. Weikert betont, dass die Münchner*innen in herausfordernden Zeiten erkannt haben, „dass Olympische und Paralympische Spiele ein Katalysator für viele längst geplante Projekte in ihrer Stadt sein können“. Das Ergebnis sei ein Ansporn, die Bewerbung auf Bundesebene weiter entschlossen voranzutreiben.
