Schulstraße 6, 09577 Niederwiesa

Ein großes Herz für das Ehrenamt - einfach unbezahlbar

Über Geld wird viel geredet, auch im Sport. Aber das, was sie für unbezahlbar hält, kann Daniela Anschütz-Thoms derart emotional schildern, dass nicht einmal für eine Sekunde Zweifel daran aufkommen, dass sie ihr Engagement nicht von monetärer Entlohnung abhängig macht. „Wenn Kinder nach langem Üben feststellen, dass sie etwas können, freue ich mich jedes Mal von Herzen mit. Es ist richtig cool, sie dabei zu beobachten, wie stolz sie sind, etwas gelernt zu haben. Und diejenige zu sein, die ihnen das beibringt, ist das, was die Aufgabe so besonders und befriedigend macht“, sagt die 50-Jährige. Weil an diesem Donnerstag (25. September) der Global Coaches Day ansteht, waren wir auf der Suche nach einer Übungsleiterin, die stellvertretend für ihre Zunft die guten und herausfordernden Seiten des Ehrenamts beleuchtet, auf Daniela Anschütz-Thoms gestoßen. Und im Gespräch wird schnell klar, wie passend diese Wahl war.  

Als zweimalige Olympiasiegerin in der Teamverfolgung (2006 in Turin und 2010 in Vancouver) hätte die ehemalige Weltklasse-Eisschnellläuferin ohne Frage eine hauptamtliche Karriere im Trainerbereich anschließen können. „Aber ich habe mich bewusst dafür entschieden, aus dem System auszusteigen. Nicht, weil ich den Sport nicht mehr liebe, sondern weil ich noch einmal ein anderes Leben kennenlernen wollte“, sagt sie. Ihr Geld verdient die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin deshalb als Angestellte im Thüringer Wirtschaftsministerium. Aber weil der Sport weiterhin eine Herzensangelegenheit für sie ist, übernahm sie, als ihre Tochter Mia (heute 14) 2016 mit dem Eisschnelllaufen begann, bei ihrem Heimatverein ESC Erfurt, dem sie auch nach der aktiven Karriere immer treu geblieben war, eine Übungsleitung im Jugendbereich.

Sport soll Kindern in erster Linie Spaß bringen

Ihre Aufgabe ist es, dreimal pro Woche Kinder der Klassenstufen eins bis vier im Eisschnelllauf auf den Wechsel an die Eliteschule des Sports in der Landeshauptstadt Thüringens vorzubereiten. „Ich mache das sicherlich nicht des Geldes wegen. Die Summen, die ich als Olympiasiegerin fordern könnte, könnte kein Verein bezahlen. Aber darum geht es mir nicht“, sagt sie. Ihr Antrieb sei, ihre Erfahrungen aus dem Leistungssport weiterzugeben und Kinder dabei zu unterstützen, einen ähnlichen Weg einschlagen zu können. „Die Einstellung der Gesellschaft zum Leistungssport hat sich über die vergangenen Jahrzehnte deutlich verändert, er hat längst nicht mehr den Stellenwert, den ich noch zu DDR-Zeiten auf der Sportschule vermittelt bekommen habe. Ich glaube aber, dass es wichtig ist, den Kindern zu erklären, was Leistungssport ihnen bieten und bringen kann“, sagt sie. Der Sport habe sie zu dem Menschen gemacht, der sie heute sei. „Und ich möchte anderen zeigen, dass es sich lohnt, sich für etwas anzustrengen“, sagt sie.

Dazu gehöre eine gewisse Strenge, die sie jedoch nicht überstrapaziere. „Natürlich klagen Kinder manchmal, dass das Training anstrengend ist und ihnen auch mal etwas weh tut. Dann sage ich: Genau dafür sind wir doch hier! Im Leben bekommt ihr später auch nichts geschenkt, da hilft es nichts, sofort aufzugeben, wenn es mal weh tut.“ Dennoch achte sie darauf, dass die Balance aus Anstrengung und Vergnügen gewahrt bleibe. „Den Kindern soll Sport in erster Linie Spaß bringen, nur dann bleiben sie dabei und können das Beste aus sich herausholen“, sagt sie. Und wenn dann Glücksmomente wie die eingangs beschriebenen gemeinsam erlebt werden, spüre sie, warum die Entscheidung für das Ehrenamt richtig war.

IdS-Fachforum: Zukunft gemeinsam gestalten - stark im Wandel, klar in der Haltung

Rund 80 Teilnehmende aus den Landessportbünden und -jugenden und Vertreter*innen des BAMF trafen sich am 16. und 17. September im DOSB in Frankfurt zum Fachforum des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ (IdS) zusammen. Unter dem Motto „Zukunft gemeinsam gestalten!“ wurde zwei Tage lang diskutiert und nach vorne gedacht: Welche Chancen eröffnen sich, wo liegen Herausforderungen - und wie kann IdS auch künftig als starkes Netzwerk wirken? 

DOSB-Vorständin Michaela Röhrbein und Daniel Dwars, Referatsleiter im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, betonten die Bedeutung des Austauschs und appellierten, den Dialog lebendig zu halten. Deutlich wurde: IdS muss sich den wandelnden sozialen und politischen Rahmenbedingungen stellen - von demographischen Entwicklungen bis hin zu zunehmenden antidemokratischen Bewegungen und den anstehenden finanziellen Verhandlungen im Bundeshaushalt - was mit Blick auf die neue Förderphase ab 2027 elementar ist. „Ab 2027 werden wir verhandeln müssen, denn wir sehen uns einem Sparhaushalt gegenüber. Unsere Hausaufgabe ist es, das Programm zu halten und für die Zukunft zu sichern! Wir müssen Strukturen bewahren und danach schauen, wie wir das Programm ausbauen können. Vereinsarbeit braucht Sicherheit und stabile Strukturen - deswegen ist es das allerhöchste Ziel, dass wir diese bewahren und nachhaltig verankern können“, so Dwars.

Klare Linien gegen antidemokratische Tendenzen

Im Rahmen einer Art „Live-Podcast“ zum Thema „Umgang mit antidemokratischen Haltungen im Sport“ mit der DOSB-Referentin für Demokratieförderung, Nina Reip, wurde die besondere Verantwortung des Sports als Teil der Zivilgesellschaft betont. Diskutiert wurden zentrale Fragen wie: Welche Rolle nimmt der organisierte Sport in gesellschaftlichen Entwicklungen ein, wo liegen seine Chancen und wo die Grenzen? Denn Sport ist nie neutral - wohl parteipolitisch unabhängig, aber immer gesellschaftspolitisch wirksam. Haltung zeigt sich dabei in klaren Werten wie Fairness, Respekt und der Anerkennung des Gegenübers als Mensch. Vereine sind gefordert, rote Linien sichtbar zu machen, um Sicherheit zu schaffen und demokratische Prinzipien zu wahren. Gleichzeitig braucht es Räume für Auseinandersetzung, da Konflikte unausweichlich sind. Als besondere Bedrohung wurde Rechtsextremismus benannt, der zunehmend versucht, den Sport zu unterwandern. Dem kann nur mit klarer Haltung, Konfliktfähigkeit und einer wehrhaften Zivilgesellschaft begegnet werden. Dabei gilt: Niemand steht allein. IdS kann als starker Anker wirken - doch dafür ist entscheidend, dass sich Vereine und Verbände ihrer eigenen Rolle bewusst werden und diese sichtbar machen, um als Teil eines starken Netzwerks gemeinsam Haltung zu zeigen.

„Anpassung mit Weitblick - IdS stellt die Weichen“

Mit Blick auf die Zukunft stand beim Fachforum das Thema Strategieanpassung des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ im Mittelpunkt. Solche Anpassungen sind im Abstand weniger Jahre üblich - diesmal jedoch besonders umfassend. Hintergrund sind tiefgreifende gesellschaftliche Entwicklungen, personelle Veränderungen im DOSB und BAMF sowie die Ergebnisse aus dem Innovationspanel 2023 und der Dialogtour 2024. Die klare Erkenntnis: IdS braucht strukturelle Veränderungen und ein neues Leitbild als inhaltlichen Kompass. Deshalb wurde eine AG Strategie ins Leben gerufen, die die Ausgangslage neu verortet, Zielgruppen schärfer definiert und zentrale Leistungsbereiche weiterentwickelt hat. Im Fachforum selbst konnten die hauptamtlichen IdS-Mitarbeiter*innen in einem interaktiven World Café Feedback geben: Was überzeugt, wo liegen Stolpersteine, welche Chancen eröffnen sich? Denn: „2030 beginnt heute! Eine nachhaltige Integration in und durch den Sport braucht eine nachhaltige Strategie, die durch ein einheitliches Vorgehen auf Bundesebene bei gleichzeitigen, individuellen Gestaltungsspielräumen auf Länderebene gekennzeichnet ist“, betonte Marco Arsenijevic, kommissarischer Fachbereichsleiter Sport und Gesellschaft sowie Programmleiter von IdS beim Landessportbund Sachsen.

Praxisnah, vielfältig, vernetzt

Der zweite Tag des Fachforums stand ganz im Zeichen der Praxis. In interaktiven Workshops rückten Themen wie Vereinsberatung, (Anti-)Rassismus, Haltung im Sport oder praxisnahe Tools wie KI und Canva in den Fokus. Die Teilnehmenden diskutierten Bedarfe, tauschten Erfahrungen aus und entwickelten neue Ideen für ihre Arbeit vor Ort. Ein „Gallery Walk“ bot zudem Raum, verschiedene Projekte aus dem Bundesprogramm, dem DOSB und angedockten Projekten kennenzulernen.

Gemeinsamer Ausblick

Das Fachforum hat deutlich gemacht: Die Zukunft von „Integration durch Sport“ wird im Miteinander gestaltet. Zwei Tage voller Diskussionen, Impulse und praktischer Einblicke haben wieder gezeigt, wie groß die Kraft des Netzwerks ist. IdS wirkt nicht allein über Konzepte und Strategien, sondern vor allem dort, wo Begegnung stattfindet. Mit dem Fachforum wurde so nicht nur über Inhalte beraten, sondern auch das Bewusstsein gestärkt: IdS gestaltet die Zukunft gemeinsam.

Studie zeigt: Sportvereine sind die wichtigste Institution für gesellschaftlichen Zusammenhalt

Sportvereine leisten den mit Abstand wichtigsten Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland.

Das geht aus einer aktuellen, repräsentativen Studie hervor, die das Leibniz-Institut für Medienforschung sowie das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt und mindline media gemeinsam mit ARD, ZDF und Deutschlandradio im Frühjahr 2025 durchgeführt haben und deren Ergebnisse am gestrigen Mittwoch, 17. September, vorgestellt wurden. Für die Studie wurden 1.351 Personen ab 14 Jahren befragt.

In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher und politischer Polarisierung gaben 65 % der befragten Personen an, dass der Beitrag von Sportvereinen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt „sehr hoch“ oder „eher hoch“ sei. Damit liegt der Sport deutlich an erster Stelle aller genannten Bereiche, noch vor der Wissenschaft (58 %), dem Bundesverfassungsgericht (55 %) und den öffentlich-rechtlichen Medien (53 %).

Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, sieht in den Umfrageergebnissen eine Bestätigung der Arbeit der Vereine: „Der Sport mit seinen 86.000 Vereinen ist der größte Bereich in unserer Gesellschaft, der Menschen aus allen Schichten und Kulturen noch zusammenbringt. Sportvereine sind die wichtigste Institution für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Was sie Woche für Woche leisten, ist durch nichts zu ersetzen. Diese Studie ist ein deutliches Signal an alle Entscheider in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: Fördert den Sport, denn er gibt uns allen ein Vielfaches von dem zurück, was wir in ihn investieren.“

Kontakt
Geschäftsstelle

SV Grün-Weiß Niederwiesa e.V.
Schulstraße 6
09577 Niederwiesa

kontakt@sport-niederwiesa.de

Kontakt aufnehmen