„Es sollte immer um die Sache gehen, die muss einem etwas bedeuten!“
Was man von ihr bekommt, das weiß Manuela Schmermund erfrischend ehrlich einzuordnen. „Ich war immer so etwas wie das Enfant terrible, die Motztante“, sagt sie, „aber ich finde es wichtig, in vernünftigem Maß eine Streitkultur beizubehalten, denn durch Reibung entsteht Veränderung. Gerade in einem großen Verband sollte man Entwicklungsprozesse nach außen kehren, um zu zeigen, dass man sich auf allen Ebenen mit einem Thema auseinandergesetzt hat.“ Recht hat sie, die 53-Jährige, die für Deutschland 2004 bei den Paralympischen Spielen in Athen Gold mit dem Luftgewehr holte. Und genau deshalb sind wir im DOSB froh, einen kritischen Geist wie Manuela Schmermund in der Gruppe unserer Persönlichen Mitglieder zu wissen.
Diese Gruppe ist so etwas wie ein Beirat für den Dachverband des organisierten Sports. Ihre bis zu 15 Mitglieder - aktuell sind es zwölf - werden vom DOSB-Präsidium und der Athletenkommission vorgeschlagen und im Zuge der Mitgliederversammlung alle vier Jahre gewählt. In der „Arbeitsplatzbeschreibung“ steht, dass sie den DOSB in seiner Arbeit unterstützen, indem sie das Präsidium beraten, und die Interessen des Sports dadurch vertreten, dass sie als seine Botschafter*innen fungieren, seine Werte in die Gesellschaft tragen und bei Veranstaltungen des DOSB als Repräsentant*innen auftreten. So viel zur Theorie.
Manuela steht bereit, wenn Unterstützung gefragt ist
Wer etwas zur Praxis wissen möchte, ist bei Manuela Schmermund genau richtig, denn die Sportschützin, die in ihrem Heimatverein Schützengilde Mengshausen im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg als Aktive und Nachwuchsbetreuerin wichtige Funktionen übernimmt, ist das Mitglied mit den meisten Einsätzen. Wann immer Unterstützung gefragt ist, steht sie bereit. „Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, Persönliches Mitglied zu werden, war mir zunächst nicht klar, was das bedeutet. Aber die Inhalte sind grundsätzlich zu wichtig, um so eine Anfrage abzulehnen“, sagt sie zu ihrer Motivation, sich einmal mehr in den ehrenamtlichen Dienst zu stellen.
Was sie einbringen kann, ist neben der Erfahrung aus mehr als 20 Jahren Leistungssport, in denen sie sich stets auch in die Athlet*innenvertretung einbrachte, die Perspektive einer Parasportlerin, die sich seit langer Zeit für Inklusion stark macht und so einige Kämpfe gegen althergebrachte Strukturen ausgefochten hat. „Ich sehe meine wichtigste Aufgabe darin, meine persönlichen Erfahrungswerte einzubringen, um damit einen Mehrwert zu bieten, der auch dem DOSB nutzt“, sagt sie. Deshalb schätzt sie besonders die Einsätze auf Veranstaltungen wie beispielsweise der Sportabzeichen-Tour, die sie in diesem Jahr in Göttingen erstmals live erlebte. „Mit Menschen aus dem Sport in Kontakt zu kommen und sich über Sorgen und Nöte, aber auch das, was gut läuft, auszutauschen, finde ich sehr wichtig!“
„Die Silbermedaille von Paris hat einiges einfacher gemacht“
Zugegeben, es ist eine gemeine Frage. Von einem Spitzenathleten wissen zu wollen, welche seiner gewonnenen Medaillen den größten Wert hat, ist ungefähr so fair, als würde man einen Familienvater fragen, welches seiner Kinder ihm das liebste sei. Allerdings hat diese Frage einen angemessenen Hintergrund, wenn man sie Florian Unruh stellt. Der 32-Jährige zählt zu den wenigen deutschen Topsportlern, die es geschafft haben, sowohl bei den Olympischen Spielen als auch bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, Edelmetall zu gewinnen. Bei Olympia holte der Bogenschütze vom SSC Fockbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) im vergangenen Jahr in Paris im Mixed mit dem Recurve-Bogen an der Seite von Michelle Kroppen (29/Jena) Silber. Bei den World Games 2022 in Birmingham (USA) stand er im Feldbogen-Wettbewerb sogar ganz oben auf dem Siegertreppchen.
„Es ist wirklich schwierig, diese beiden Medaillen miteinander zu vergleichen“, sagt er, „natürlich ist ein Titelgewinn etwas ganz Besonderes, aber der Einfluss, den Olympiasilber auf meine Karriere hatte, ist deutlich größer. Die Medaille von Paris hat meine Außenwirkung deutlich verändert und einiges einfacher gemacht.“ Der größte Unterschied zwischen den Weltspielen im olympischen und nicht-olympischen Bereich zeige sich in der medialen Aufmerksamkeit. „Selbst in einer Randsportart wie dem Bogenschießen ist deutlich zu spüren, wie sehr die Anfragen rund um Olympische Spiele zunehmen. Olympia ist in allen Dimensionen größer“, sagt er. Die World Games seien eher mit den European Games vergleichbar, die er 2015 in Baku (Aserbaidschan) erstmals erleben durfte.
Bei den World Games ist er Titelverteidiger
Was aber nicht heißt, dass Florian Unruh deshalb die Vorbereitung auf die bei der kommenden World-Games-Ausgabe in Chengdu (China) vom 7. bis 17. August anstehende Titelverteidigung weniger ernst nähme. „Ich mag Multisport-Veranstaltungen sehr und freue mich darauf, mit anderen Sportarten und Athleten in Kontakt zu kommen. Sportlich gesehen bedeuten mir die World Games ähnlich viel wie Olympia“, sagt er. Wobei die nicht-olympische Feldbogen-Variante, die auch in China zur Austragung kommt, in der Förderung gegenüber den olympischen Disziplinen nachrangig eingeordnet wird. „Ich werde von der Bundeswehr für die olympischen Wettkämpfe bezahlt“, sagt der Sportsoldat, der sein Informatik-Studium zu Gunsten des Sports zurückgestellt hat.
EYOF 2025 in Skopje eröffnet
Das Team Deutschland lief bei der gestrigen Eröffnungsfeier im Jane Sandanski Sports Center an elfter Stelle ein. Insgesamt nahmen an der Zeremonie 48 europäische Nationen teil.
Das Fahnenträger*innen-Duo Jolina Reinhold (Judo) und Johann Grau (3x3 Basketball) führte die deutschen Nachwuchsathlet*innen an. Für die beiden, jungen Talente ein großer Moment in ihrer Karriere.
Jolina Reinhold sagte zu ihrer Wahl: „Ich habe es überhaupt nicht erwartet. Es war ein mega Gefühl, unbeschreiblich, die deutsche Fahnenträgerin zu sein. Ich freue mich auf das Turnier und möchte gewinnen. Ich bin etwas nervös, aber wenn der Kopf mitspielt, ist alles drin.“
Die 15-jährige Jolina vom TSV Abensberg (Bayern) ist aktuell U18-Weltranglistenerste in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Im vergangenen Jahr holte sie bei der U18-Weltmeisterschaft bereits Bronze und hält zudem den Titel der deutschen Meisterin in der U18 und U21.