Wie Reem Khamis das Privileg Leistungssport schätzen lernte
Sie liebt Karate, seit sie in Kindertagen in ihrem Geburtsland Ägypten damit angefangen hat. Aber eine solche Vorfreude, wie sie sie in diesen Wochen verspürt, hat Reem Khamis selten erlebt. „Ich freue mich auf den Druck, endlich wieder etwas leisten zu dürfen. Ich habe großen Respekt davor, aber ich habe jetzt verstanden, was für ein Privileg es ist, Leistungssport machen zu können“, sagt die 22-Jährige. Um diese Aussage zu verstehen, ist eine Rückblende vonnöten. Im März dieses Jahres erlitt Reem bei einem Premier-League-Turnier in Hangzhou (China) im Finalkampf einen Kreuzbandriss im linken Knie. „Wir dachten zunächst nicht, dass es so schlimm wäre. Die Diagnose war dann ein richtiger Tiefschlag für mich, weil ich zuvor schon einige Monate wegen Knieproblemen aussetzen musste“, sagt sie.
Die Saison 2025 sollte für die Europameisterin und European-Games-Siegerin von 2023 eine sehr besondere werden. In Chengdu (China) stehen vom 7. bis 17. August die World Games an, die Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten, die alle vier Jahre den Höhepunkt des Wettkampfkalenders markieren. Vom 27. bis 30. November geht es dann bei den Weltmeisterschaften in Kairo um Medaillen; der Stadt, in der Reem Khamis geboren wurde. „Emotional ist die WM deshalb für mich noch eine Stufe höher einzuordnen als die World Games“, sagt die Athletin, die 2013 mit ihrer Mutter und zwei jüngeren Brüdern dem in Hamburg arbeitenden Vater nachzog und 2021 die deutsche Staatsangehörigkeit erhielt.
Beide Großevents zu verpassen, wäre für die hochambitionierten Kämpferin - Motto: Gut ist erst gut genug, wenn ich die Beste bin - undenkbar gewesen. Deshalb entschied sie sich gegen eine Operation, die mindestens neun Monate Pause nach sich gezogen hätte, und für eine konservative Behandlung der Verletzung, mit der schon einige andere Leistungssportler*innen gute Erfahrungen gemacht hatten. „Trotzdem war ich in den ersten Wochen nach der Verletzung komplett am Boden und habe sehr mit meinem Schicksal gehadert. So eine schlimme Verletzung hatte ich noch nie“, gibt sie zu. Dank regelmäßiger Acht-Stunden-Tage in der Reha in Landau und der fachmännischen Begleitung ihres Physiotherapeuten Mike Steverding sieht es allerdings danach aus, dass sie in China an den Start gehen kann.
Rassismuskritisch handeln im Sport - Handreichung für Vereine und Verbände
Wie kann es gelingen, dass der organisierte Sport sensibler für Menschen mit Rassismuserfahrung wird? Wie im Sinne von Betroffenen handeln, wenn es zu rassistischen Vorfällen im Verein kommt? Das Projekt „(Anti-)Rassismus im organisierten Sport“ von dsj und DOSB möchten mit der Handreichung „Von innen nach außen“ Prozesse anstoßen, um auf lange Sicht nach innen wie außen ein rassismuskritisches und inklusives Umfeld in Sportstrukturen zu schaffen.
Zentrale Inhalte:
- Rassismuskritischen Selbstcheck für Sportverbände: Anstoß für Verbandsverantwortliche und Mitarbeitende, die eigenen Verbandsstrukturen von einer anderen Warte aus zu betrachten und sich mit Fragen zur Selbstreflexion in Bezug auf Rassismus auseinanderzusetzen.
- Hilfestellung: Was tun bei rassistischen Vorfällen im Sportverein? Fokus auf die Betroffenenperspektive und Handlungsoptionen
- Angebote: ausführlich Liste mit Beratungs-, und Weiterbildungsangeboten aller Bundesländern in Bezug auf Rassismus(kritik) - sportspezifisch.
Die vorliegende Handreichung wurde im Rahmen des Projekts „(Anti-)Rassismus im organisierten Sport“ erstellt, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und zugleich Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus gefördert wird.
Ein Olympiasieger kehrt auf die Triathlon-Weltbühne zurück
Nicht oft kommt es vor, dass ein Olympiasieger zu einem Rennen antritt, bei dem schon sein Überqueren der Startlinie als Erfolg gewertet werden muss. Lasse Lührs wird dieses Gefühl am kommenden Wochenende erleben. „Ich gehe total entspannt in den Wettkampf. Ich habe nichts zu verlieren, sondern schon gewonnen, wenn ich an der Startlinie stehe“, sagt der 29-Jährige. Und das ist, auch wenn Understatement zu seinem bescheidenen Wesen bestens passen würde, kein bewusstes Kleinreden seiner Fähigkeiten, sondern eine realistische Selbsteinschätzung. Wenn am Samstag um 16.35 Uhr auf dem Alsteranleger am Jungfernstieg das WM-Sprintrennen der Elite-Männer beginnt, ist es für Lasse Lührs der erste Auftritt in der World Triathlon Championship Series (WTCS), seit er in Paris im August 2024 Gold mit der deutschen Staffel gewann.
Wegen einer Haglundferse, einer knöchernen Vorwölbung am oberen, hinteren Teil des Fersenbeins am linken Fuß, hatte sich Lasse Lührs im Oktober einer Operation unterziehen müssen. „Ich hatte schon seit Jahren mit Schmerzen zu tun und habe versucht, vor Paris die Rennen so zu dosieren, dass ich sie im Griff hatte. Aber nach den Spielen waren sie wieder so stark, dass ich mich für den Eingriff entschieden habe“, sagt der 1,81 Meter große Team-Deutschland-Athlet. Es folgte eine lange Zwangspause, zumindest auf der Laufstrecke. „Ich war schon kurz nach der Operation wieder im Kraftraum, konnte aufs Rad, und als nach zehn Tagen die Wunde verheilt war, durfte ich auch sofort wieder schwimmen“, sagt er.
Der Aufbau erfordert schrittweise Anpassung der Belastung
Nur das Laufen, das Lasse Lührs im Paket zu einem Weltspitzen-Triathleten macht, sorgt bis heute für Probleme. „Ich laufe aktuell nur jeden zweiten Tag und komme so auf rund 40 Kilometer die Woche, das sind 20 bis 30 unter dem, was ich normalerweise abspule“, sagt er. Wie lange es dauern wird, bis er seine Olympiaform zurückerlangt hat, kann derzeit niemand sagen. „Ich dachte im Winter, dass ich im Mai wieder rundum fit sein würde. Aber nun muss ich geduldig sein und werde nichts erzwingen, auch wenn es mir manchmal wirklich nicht leicht fällt“, gibt er zu. Aus orthopädischer Sicht sei zwar alles verheilt, der Aufbau der in Mitleidenschaft gezogenen Sehnen jedoch erfordere eine schrittweise Anpassung der Belastung. „Ich bin unserem Verbandsarzt Casper Grim, der mich operiert hat, und meinen Athletiktrainer David Cornely sehr dankbar für ihre Betreuung und dafür, dass sie darauf achten, dass ich nicht übertreibe“, sagt er.
Nach Wettkämpfen in der Bundesliga für seinen Verein SSF Bonn 1905 und im Europacup könnte der Zeitpunkt für das Comeback auf Weltspitzenniveau indes kaum besser gewählt sein. Das Hamburger Rennen, vierte von acht Stationen der WM-Serie sowie zudem am Sonntag (13.50 Uhr) Austragungsort der Staffel-WM, gilt nicht nur unter den nationalen Triathlet*innen als stimmungsvoller Höhepunkt des Rennkalenders. „Hamburg ist immer etwas Besonderes, ich freue mich wirklich riesig, dass ich dort in diesem Jahr schon wieder starten darf“, sagt der Student, der aktuell seinen Master in Wirtschaftswissenschaften macht.
Da er noch keine Punkte für die WTCS-Serie sammeln konnte und in der Weltrangliste auf Platz 182 abgerutscht ist - der Freiburger Henry Graf (23) ist auf Rang 25 der WTCS-Wertung sowie in der Weltrangliste mit Rang 16 jeweils bester Deutscher - benötigte er eine Sondergenehmigung des Weltverbands. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese bekommen habe und nun in Hamburg mitmachen kann“, sagt er. Wunderdinge seien von ihm keine zu erwarten. „Für mich geht es darum, einmal auszutesten, wo ich aktuell im Vergleich mit der Weltspitze stehe. Bis ich wieder auf dem Niveau von Paris bin, wird es noch einige Monate dauern.“