Ein Meilenstein in der gemeinsamen Beziehung
Dass Kanurennsport fit für ein ganzes Leben machen kann, dafür ist José Perurena das beste Beispiel. 80 Jahre ist der Spanier, der 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt für sein Heimatland im Viererkajak startete, mittlerweile alt. Aber als er am Donnerstagnachmittag in der Zentrale des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) vom vierten Stock die Treppe ins Erdgeschoss nahm, schaute er das Geländer nicht einmal an. „Ist Treppensteigen okay?“, hatte Katrin Grafarend, im DOSB Leiterin des Ressorts Internationales, noch gefragt. „Natürlich“, lautete Perurenas Antwort, ehe er den Beweis dafür antrat.
In Begleitung seines Führungsteams war der Präsident der International World Games Association (IWGA), Weltverband der nicht-olympischen Sportarten, nach Frankfurt am Main gekommen, um dort gemeinsam mit DOSB-Präsident Thomas Weikert (63) das Memorandum of Understanding (MoU) zu unterzeichnen, das der gemeinsamen Geschäftsbeziehung einen rechtlichen Rahmen verleiht. Die Vereinbarung gilt zunächst für vier Jahre einschließlich der Heimspiele 2029 in Karlsruhe, beide Parteien haben ihre Absicht zur anschließenden Verlängerung um weitere vier Jahre bekräftigt. Die nächste Ausgabe der World Games findet vom 7. bis 17. August dieses Jahres in Chengdu (China) statt.
Im MoU, das die IWGA mit nunmehr 20 Nationen geschlossen hat, werden die gemeinsamen Ziele in der Promotion der nicht-olympischen Sportarten festgehalten. Der DOSB verpflichtet sich unter anderem, die World Games als wichtigste Veranstaltung abseits des olympischen Sports anzuerkennen und ihre Verbreitung in den heimischen Medien zu fördern. Im Gegenzug sichert die IWGA dem DOSB Unterstützung in der Organisation des nicht-olympischen Sports sowie die Aufnahme in den Kreis ihrer Partner und in ihre Medienplattformen zu. Auch die bestmögliche Begleitung der Athlet*innen ist Teil der Vereinbarung.
„Deutschland ist ein Schlüsselmarkt in der Entwicklung der World Games“
Seit April 2014 ist José Perurena Lopez Präsident der International World Games Association (IWGA). In dieser Funktion war der 80 Jahre alte Spanier, der 1968 in Mexiko-Stadt im Kanusprint an Olympischen Spielen teilnahm, am Donnerstag in der DOSB-Geschäftsstelle in Frankfurt zu Gast, um mit DOSB-Präsident Thomas Weikert das „Memorandum of Understanding“ zur Ausrichtung der World Games 2029 in Karlsruhe zu unterzeichnen. Davor nahm er sich Zeit für ein Interview.
Senor Perurena, im August werden wir die erste Ausgabe der World Games erleben, die in China ausgetragen wird. Was erwarten Sie sich vom Gastgeber in organisatorischer und sportlicher Hinsicht?
José Perurena: Wir erwarten uns angesichts der vielfältigen Erfahrungen, die China mit der Ausrichtung von Multisport-Veranstaltungen aufweisen kann, ein sehr hohes Level an Organisationsfähigkeit. Die starke Unterstützung, die wir sowohl von der chinesischen Regierung als auch von den lokalen Behörden in der Gastgeberstadt Chengdu erhalten, gibt uns ein sehr gutes Gefühl. Mit mehr als 4.000 Athlet*innen, die in 34 Sportarten mit mehr als 60 Disziplinen an 28 Wettkampfstätten antreten werden, wird die kommende Ausgabe der World Games den bestmöglichen nicht-olympischen Sport auf der globalen Bühne bieten.
Bei der bislang letzten Ausgabe 2022 in Birmingham (USA) hat Team Deutschland den Medaillenspiegel gewonnen. Wie stark schätzen Sie die Deutschen in diesem Jahr ein und welche Nationen sind unsere größten Herausforderer?
Deutschland ist immer eine sehr stark einzuschätzende Nation bei den World Games, das erwarte ich auch in diesem Jahr. Aber ich bin mir sicher, dass es einige Nationen geben wird, die die Deutschen herausfordern werden. Neben China und den USA sehe ich da vor allem Italien, Frankreich, die Ukraine, Ungarn, aber auch Australien, Südafrika und Kolumbien. Diese Nationen stellen üblicherweise große und konkurrenzfähige Mannschaften bei den World Games.
In Deutschland ist der DOSB als Nationales Olympisches Komitee sehr stark in die Unterstützung und Förderung der World Games eingebunden. Was bedeutet das für die nicht-olympische Bewegung und Ihren Verband?
Wir sind für diese Unterstützung zutiefst dankbar. Das Engagement des DOSB war für die erfolgreiche Bewerbung Karlsruhes um die Ausrichtung der World Games 2029 ein sehr wichtiger Faktor. Für uns als Weltverband ist der DOSB ein Schlüsselpartner, um unser Profil weiterzuentwickeln und den nicht-olympischen Sport in der erweiterten olympischen Familie voranzutreiben. Auch deshalb sind wir sehr stolz darauf, dass wir heute das Memorandum of Understanding mit Karlsruhe und dem DOSB unterschreiben konnten.
Karlsruhe wird in vier Jahren die erste Stadt sein, die die World Games zum zweiten Mal ausrichtet. Deutschland wird dann zudem die erste Nation sein, die zum dritten Mal Gastgeber ist. Was erwarten Sie sich von diesen Spielen?
Zunächst einmal freuen wir uns sehr, dass wir mit den World Games nach Deutschland zurückkehren können. Die Fakten reflektieren das langfristige Engagement, das Deutschland an den Tag legt, um die World Games und den nicht-olympischen Sport zu promoten. Außerdem demonstrieren sie die starke nationale Unterstützung, die deutsche Athlet*innen erhalten, wenn sie auf höchstem Level unterhalb der Olympischen Spiele antreten.
Trotz dieser starken Unterstützung bleibt das Medieninteresse an den World Games sehr limitiert. Wie erklären Sie sich das?
Wir müssen akzeptieren, dass der weltweite Sportkalender sehr eng getaktet ist. Das macht es für die nicht-olympischen Sportarten sehr schwierig, konstant die Aufmerksamkeit der Medien zu generieren. Allerdings haben wir für die Jahre 2025 bis 2029 eine robuste Marketingstrategie erarbeitet, um die Sichtbarkeit und das öffentliche Engagement deutlich zu erhöhen. Ein Teil dieser Strategie ist beispielsweise, dass wir eine umfangreiche Streaming-Plattform aufgebaut haben, die weltweit kostenfrei dafür sorgt, dass die sportlichen Inhalte der World Games 2025 sichtbar werden. Wir suchen dafür aktiv nach Partnerschaften und Sponsoren, um den einzigartigen, inklusiven Geist der World Games noch viel breiter erlebbar zu machen.
In welchen Ländern sind die World Games am populärsten, und in welchen würden Sie sich noch mehr Engagement wünschen?
In manchen Teilen Europas haben die World Games eine sehr starke Unterstützung, ganz besonders in Italien, Ungarn, den Niederlanden, Belgien und natürlich in Deutschland. Auch Lateinamerika ist sehr gut involviert, hier sind Kolumbien und Mexiko hervorzuheben. In Asien ist Japan sehr aktiv in der Promotion der World Games. Wir haben Memoranden mit 20 Ländern von drei Kontinenten, und wir arbeiten jeden Tag daran, die Verbindungen mit weiteren nationalen Verbänden zu stärken. Das Memorandum mit dem DOSB ist dabei von höchster Wichtigkeit für uns, weil Deutschland einen Schlüsselmarkt in der Entwicklung der World Games darstellt. Großes Potenzial für ein tieferes Engagement sehen wir vor allem in den USA und in Großbritannien. Wir fokussieren unsere Bemühungen auf diese beiden Nationen.
Begeisternder Sport, viele Promis und mysteriöse Hexenbesen
Großartiges Wetter, ein wunderschönes Stadion im grünen Harzvorland, eine tolle Organisation und überall glückliche Gesichter - schöner hätte sich niemand den zweiten Tourstopp der diesjährigen Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) vorstellen können.
Bereits am Vormittag waren etwa 1.500 Kinder aus elf angemeldeten Schulen und Einrichtungen ins Friedensstadion gekommen und sorgten dafür, dass die insgesamt 270 Helfer*innen – 120 davon kamen vom Gymnasium Martineum in Halberstadt – und Prüfer*innen alle Hände voll zu tun hatten. Auch der Nachmittag war mit ca. 500 weiteren Teilnehmenden ein voller Erfolg.
Viele prominente Gäste und ein abwechslungsreiches Programm im Friedensstadion
Die offizielle Eröffnung um 8.30 Uhr hatte zahlreiche Promis zu bieten. DOSB-Moderator Andree Pfitzner begrüßte die anwesenden Schüler*innen, Ehrengäste und die Sportbotschafter*innen des Nationalen Förderers Sparkassen-Finanzgruppe. Denis Schmid, Präsident Kreissportbund (KSB) Harz freute sich genauso über die vielen Schülerinnen und Schüler wie über die vielen helfenden Hände: „Ein tolles Bild heute Morgen im Stadion und meinen großen Dank an alle, die das so toll vorbereitet haben.” Auch Silke Renk-Lange, die Präsidentin des LSB Sachsen-Anhalt, genoss es, Teil dieses Sportfestes zu sein und bedankte sich ausdrücklich für das Engagement des Kreissportbundes vor Ort. Tobias Knoch, Vorstandsvorsitzender des LSB Sachsen-Anhalt freute sich, dass die Sportabzeichen-Tour in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge in Sachsen-Anhalt zu Gast war und war begeistert von der Atmosphäre: „Das sind einfach tolle Veranstaltungen mit vielen Menschen, die sich da auf allen Ebenen richtig reinhängen.” Staatssekretär Klaus Zimmermann wünschte allen viel Erfolg und richtete Grüße von Tamara Zieschang, der Ministerin für Inneres und Sport des Landes Sachsen- Anhalt aus. „Denkt daran, dass nicht jeder Olympiasieger werden muss. Sport ist gesund. Das zeigt die Tatsache, dass im vergangenen Jahr 146 über 90jährige Menschen in Deutschland das Sportabzeichen erfolgreich abgelegt haben.”
Alle waren sich einig: Freude ist im Sport ein wichtiger Motor. Skilangläufer Jannis Grimmecke aus Wernigerode: „Habt Spaß zusammen, genießt den Tag, helft euren Freunden, dann ist die sportliche Herausforderung kein Problem.” Als Vertreterin des DOSB freute sich Peggy Bellmann Ressortleiterin Diversity darüber, so viele sportbegeisterte Mädchen und Jungen zu sehen und teilte ihre sportliche Haltung: „Seid fair zueinander, schaut nacheinander – dann habt Ihr Spaß und der Erfolg kommt wie von selbst”. Georg Fleischhauer, Bobsportler und ehemaliger Leichtathlet aus Halberstadt, motivierte mit dem Ausruf: „Gebt Gas!”
Und das ließen sich Gerd Schönfelder (16-maliger Paralympics-Sieger im alpinen Skisport) und Elisabeth Seitz (Rekordmeisterin im Deutschen Kunstturnen) nicht zweimal sagen. Sie waren als Sportbotschafter*innen des Nationalen Förderers Sparkassen-Finanzgruppe nach Halberstadt gekommen, um die Schüler*innen auf den gemeinsamen Sporttag einzustimmen, sie zu motivieren und mit Tipps tatkräftig zu unterstützen.